Anwohnerinformation vom 11.11.19

Am 11.11. wurden wir von Stadt und SBB zu einer Informationsveranstaltung eingeladen, an der die bevorzugte, aber auch verworfene Varianten für den Ersatz des Bahnübergangs vorgestellt werden sollten. Hier die vollständige Präsentation und unsere Kommentare. 

Das Wichtigste zuerst

  • Die favorisierte Variante 1c ist keine vollständige Lösung der Anliegen der Einsprachen. Sie bringt einen behindertengerechten Stedtlizugang für Weidweg, Gartenstrasse und Burg, aber nicht für den Schwieriweg.
  • Die meisten anderen Varianten verzichten auf die Passerelle, das ist inakzeptabel.
  • Die fortschreitenden Arbeiten machen echte Lösungen unmöglich.

SBB und Stadt empfehlen eine Variante, bei der der stadtseitige Zugang zur Passerelle mit einer Rampe versehen wird. Der Zugang Gartenstrasse bleibt so steil wie eh und je. Behinderte sollen den Weg über den Bahnhof nehmen. 

Unser Kommentar

Besser als die 2017 aufgelegte Variante, aber insbesondere für Schwieriweg und Nuglarweg unbefriedigend. Die Erklärungen, warum die Gartenstrasse nicht flacher gemacht werden kann, waren nicht einleuchtend. Darüber und über Variante 4 möchten wir gerne nochmals diskutieren.

Die Präsentation im Detail

Der Anlass wurde von Stadt und SBB gemeinsam organisiert. Stadtrat Franz Kaufmann begrüsste die Teilnehmer, Stadtbauamt-Bereichsleiter Thomas Noack präsentierte die Vierspur-Projekte von Stadtseite, Projektleiter  Josef Lientscher von seiten der SBB. 

Unser Kommentar

Es wurde betont, wie wichtig es der Stadt sei, die Anwohner zu orientieren. Es hat dazu zwei Jahre, eine Einsprache, einen offenen und einen eingeschriebenen Brief und mehrere Zeitungsartikel gebraucht.

Im Gegensatz zum Schreiben des BAV soll es nun doch Glaswände geben. 

Unser Kommentar

Hurra.

Vorsichtig werden wir an das Thema herangeführt

Es wird erklärt, wo der Bahnübergang ist

Die Kreuze zeigen die Barrieren für Behinderte an, die vorwiegend aus zu steilen Steigungen bestehen

Die betroffenen Liegenschaften aus der Sicht der Stadt. 

Unser Kommentar

Die Ansage ist klar – Luxuslösung für ein paar Nasen. Dass der Übergang auch von der Stadtseite her benutzt wird, unter anderem um zu den Arztpraxen zu gelangen, wird unterschlagen

Nochmals die Problemzonen. Ein Projekt für einen Weg durch den Kindergarten zum Orisbachtunnel wird erwähnt. 

Die Unterführung beim Bahnhof wird vorgestellt. Rampen und eine Treppe sorgen für einen guten Zugang zur Unterführung. 

Der Schwieristeg ist ein Projekt der Stadt, das den jetzigen Bahnübergang entlang der Geleise mit der hinteren Bahnhofunterführung verbindet. Es wird betont, dass er so breit ist, dass zwei Fahrräder und ein Fussgänger kreuzen können. 

Unser Kommentar

Der Schwieristeg verbessert klarerweise den  Zugang zum Bahnhof.  

Der Steg ist allerdings vor allem ein Radweg. Wir können uns lebhaft vorstellen, wie es dort zugeht, wenn sich die Radfahrer aus Seltisberg, Bubendorf und dem Burgquartier die Gartenstrasse herunterstürzen, um die nunmehr pünktlichen Züge oder das Gymnasium zu erreichen..

Der Quartierplan Bahnhof wird vorgestellt und betont, wie gut der Zugang zum Stedtli von dort aus sei. 

Der Wortlaut des Gesetzes für behindertengerechtes Bauen verlange „einen barrierefreien Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln“ und für Querungen der Bahnlinie „verhältnismässige Lösungen“.

Unser Kommentar

Es geht uns nicht in erster Linie um den Bahnzugang, aber wir begrüssen den Schwieristeg. Es geht um den Stadtzugang und den Zugang aus der Stadt. Nach dem Steg und der Unterquerung der Bahn muss also ein Rollator-Fussgänger die Ueberquerung des Bahnhofplatzes überleben. Dann kann er in die Allee absteigen und von dort wieder ins Stedtli hinauf. Oder er kann auf der Poststrasse den ganzen Weg wieder zurückgehen, um den Wasserturmplatz zu erreichen. Der Quartierplan bringt hier keine Erleichterung. 

Endlich wird die favorisierte Lösung 1c enthüllt: Auf der Stadtseite der Passerelle soll es eine Treppe und zwei Rampen geben. Auf der Schwieriseite gar nichts – begradigte Gartenstrasse mit über 16% Steigung.

Unser Kommentar

Die stadtseitige Lösung ist  gut. Die andere Seite ist keine Lösung. Gut für den Weidweg, schlecht für den Schwieriweg – über 16% Steigung, eine noch unübersichtlichere Ecke, noch schnellere Fahrradfahrer als bisher und dem hinlänglich bekannten „Mischverkehr“ mit Kindergartenschülern als verkehrsberuhigender Massnahme. 

Die Variante wäre ganz gut, wenn die Gartenstrasse sehr viel flacher (zB linear ansteigend bis Quellenweg) geführt würde, mit einer analogen Rampe Passerelle – Richtung Quellenweg. Die Niveauunterschiede zu jetzt wären zugegebenermassen beträchtlich, aber vielleicht wäre die Sache eine nähere Betrachtung wert. Der Einwand dagegen war, dass es Stützmauern brauche – ziemlich ironisch, wenn man sich das ganze Projekt anschaut. 

Das gäbe eine Rampe von 9% Steigung, immerhin.. Aber das wird jetzt sowieso wieder verunmöglicht, weil die Gartenstrasse soeben verschoben wird und die neuen Werkleitungen wohl schon verlegt sind.Das wäre mit Abstand die einfachste Lösung und zumindest fast behindertengerecht – auf jeden Fall so wie die Rampen im Bahnhof. 

Der Endzustand wird präsentiert. Die roten Stellen zeigen die nach wie vor nicht behindertengerechten Teile.

Unser Kommentar

Ja. Eben. 

Überleitung zu unserer Einsprache, die Folie mit den von uns beanstandeten Umwegen wird gezeigt und bezweifelt, dass die Umwege mehr als 500m ausmachen

Unser Kommentar

Werden wir nachmessen..und die Nachmessung bestätigt die Angaben auf der Folie – es sind nur 400m mehr. Der Poststrassenweg ist länger. Allerdings kommen die Höhendifferenzen der Unterführung und der Allee dazu. 

Warum gibt es keine Unterführung und keine andere Lösung? Die folgenden Folien zeigen acht geprüfte und verworfene Projekte.

1a) Passerelle wie Auflageprojekt, mit Lift Stadtseite

Unser Kommentar

Gut für Anwohner der Gartenstrasse und des Weidwegs. Keine Lösung bez. Einsprache. 

1b) Passerelle mit beidseitigem Lift. Verlangt nach einem ebenerdigen Korridor von mindestens zwei Metern Breite neben der Gartenstrasse und damit weiteren zwei Metern Landabtretung von der ‚Villa‘. das Überleben der Linde kann nicht garantiert werden. 

Unser Kommentar

Klar keine Lösung

1c) Die bereits vorgestellte Variante

Unser Kommentar

keine Lösung bezgl. Einsprache

Die folgenden Varianten 2-4 würden eine erneute Planauflage erfordern. Die Projektleitung befürchtet zusätzliche Einsprachen und Verzögerungen-

2a) und 2b), zwei Varianten mit Lift- und Treppentürmen. Der schwieriseitige Turm wird wahrscheinlich den Perimeter des Mammutbaums tangieren. Die BLT-Busse verkehren im Bereich des Lifteingangs. Die Passerelle soll entfallen

Unser Kommentar

Ein Riesenaufwand und ästhetisch sehr fragwürdig. Das schöne Guggenheim-Ensemble wird schwer beeinträchtigt. Das Mammutbaum-Problem sollte mit Lösung 2b eigentlich beherrschbar sein. 

Der Wegfall der Passerelle wird garantiert Einsprachen aus dem Weidweg/Seltisbergerstrasse zur Folge haben. Das befürchtet Herr Lientscher wohl zu Recht. 

3a) und 3b) Unterirdische Varianten mit zwei Liften. Wegfall der Passerelle. Wiederum wird der Perimeter des Mammutbaums als NoGo-Argument zitiert.

Unser Kommentar

Die von uns favorisierte Lösung. das Mammutbaum-Problem könnte durch Vertauschung der Treppe und des Liftes gelöst werden. Aber genau dort verläuft jetzt die Hochspannungsleitung. Die Passerelle möchten wir gerne behalten, schliesslich gibt es  ja mehrheitlich gesunde Fussgänger..

Zusammenfassung, warum 1c) favorisiert wird:

  • gesetzliche Vorgaben erfüllt
  • Behindertengerechter Zugang zum Bahnhof für alle
  • Behindertengerechter Zugang zu Läden für alle (zB am Bahnhof)
  • Zumutbarer Umweg ins Stedtli
  • Die Gartenstrasse weniger steil wird
  • Bäume bleiben erhalten
  • Lösung ist verhältnismässig
Unser Kommentar

Die Lösung ist verhältnismässig… schlecht. Dass die Gartenstrasse weniger steil sein soll, ist neu, wieder ein Fall für’s Nachmessen. 

Zu guter Letzt noch eine Variante 4) – Rampe/Treppe auf Stadtseite, Unterführung, Rampen auf Schwierseite.     Wegfall der Passerelle. Dazu befürchtet die Projektleitung ein langwieriges Bewilligungsverfahren und Auseinandersetzungen mit der BLT, die äusserst allergisch auf Bauarbeiten an den Busstrecken reagiere.  Ausserdem tangiert die schwieriseitige Rampe ein unterirdisches Sammelbecken für Abwässer, und wieder kommt das Mammutbaum-Argument.

Unser Kommentar

Das ist eine echt interessante Lösung, vielleicht auch für die Bewohner des Weidwegs zumutbar, und wenn die Passerelle tatsächlich wegfällt, wohl auch finanziell tragbar. Allerdings kommt die stadtseitige Rampe in den Perimeter der Geleise zu liegen, wie das wohl gehen soll? 

Wir haben vorgeschlagen, das Sammelbecken einfach etwas tiefer zu vergraben. Das sei nicht möglich wegen ungenügenden Gefälles zum Orisbach (schwer zu glauben, wieder etwas zum Nachmessen). Der Baum könnte durch eine andere Verlegung der Rampe – zB geschwungen, in den oberen Teil des Rufsteinwegs? bestimmt umgangen werden. 

Die letzte Folie zeigt den Marschplan. Das ausgewählte Projekt muss Mitte 2020 eingereicht werden. Falls es Beschwerden dagegen gäbe, würde das zu weiteren Verzögerungen führen. 

Unser Kommentar

Befürchtet werden – neben unseren – hauptsächlich neue Beschwerden aufgrund der Änderung des Projekts (zb aus dem Weidweg, oder dem Burgquartier). Dem könnte man aus dem Weg gehen, indem man die Passerelle eben trotzdem baut. Unsere diesbezügliche Stellungnahme wurde mit ungläubigem Lachen quittiert. 

Wir sollten diese Reaktion ernst nehmen. Offenbar herrscht der Eindruck vor, einige wenige Bewohner verlangen hier eine Luxuslösung. In Wirklichkeit besteht ein echter Bedarf. Zum Beispiel wurde die Tatsache, dass der Uebergang von beiden Seiten genutzt wird, in der Präsentation konsequent ausgeblendet. 

In der Diskussion kamen die Argumente aller Seiten zu Wort, es meldeten sich auch Anwohner, die die vorgeschlagene Lösung gut und ausreichend finden, sowie Vertreter der Einsprache, der Betagtenwohnungen am Nuglarweg und direkte Anwohner der Baustelle, die Land abtreten mussten und stark von dem Baubetrieb gestört sind. Sie wünschen sich nun als Ausgleich für die Umtriebe eine wirklich gute Lösung. 

Am Rande der Diskussion war zu vernehmen, dass das BAV sowohl für die Einhaltung der Bauvorschriften, aber auch des Budgets zuständig ist. Das macht unsere Sache nicht gerade einfacher, besonders weil die Stadt nicht müde wird, auf ihre prekäre Finanzlage zu verweisen. Wie schon gesagt ist aber aus unserer Sicht in erster Linie die SBB in der Pflicht, weil sie unsere Wohn- und Arbeitslage definitiv verschlechtert. 

3 Gedanken zu „Anwohnerinformation vom 11.11.19“

  1. Lieber Steffi
    Der Varianten-Dschungel ist wunderbar entflechtet worden! Sehr gute Zusammenfassung und Schlussanalyse.
    Ich gratuliere zu dieser Leistung!
    Aus meiner Sicht ist die Variante neue Passarelle notwendig, um die Personen des Burgquartiers zu befriedigen und die Unterführung laut Variante 4 für das Schwieriquartier, um diese zu befriedigen.
    Die Mehrausgaben haben sich die Projektverfasser selbst zuzuschreiben, da sie die Einsprache zu spät beantworteten und keine Lösung angeboten haben, die alle befriedigt. Finanzen wären bei der Bürgergemeinde
    zu beantragen, die im Geld schwimmt und endlich etwas tun könnte , die der Stadt Liestal etwas bringt!
    Liebe Grüsse Felix und Marylia

  2. Die von der Stadt und SBB bevorzugte Variante 1c erfüllt die BAV Auflage nicht. Der behindertengerechte Übergang ist nur auf Stadtseite, nicht auf Schwieriseite gelöst. Ein Ersatz des Barriereübergangs ist damit nicht gegeben. Die Einsprache wurde von der Anwohnerschaft Schwieri gemacht und vom BAV gutgeheissen. Es geht nicht um die Erfüllung eines Anliegens aus dem Burgquartier, sondern um die Erfüllung eines gutgeheissenen Anliegens aus dem Schwieriquartier. Darauf müssen wir bestehen.

    Die neue Passerelle ist für die SBB sowieso ein zwingender Ersatz der alten, zu kurzen Passerelle. Sie ist kein Ersatz des Barrierenübergangs. Der Ersatz ist nicht von der Stadt zu leisten, sondern vom Verursacher. Wir sollten darauf bestehen, dass Variante 1c nur als Passerelen-Ersatz akzeptiert wird und Variante 4 als Barriere-Ersatz. Bei Variante 4 den Mammutbaum in Frage zu stellen trifft nicht zu. Der Zugangsweg zur Unterführung bedarf keines Eingriffs in den Untergrund, resp. den Wurzelbereich. Ein Fussgängerweg ist kein beeinträchtigender Tiefbau.

    Ein Wegfall der Passerelle würde Einsprachen vom Burgquartier hageln. Das würde den Fahrplan des Vierspurausbaus durcheinander bringen. Das will Lientscher verständlicherweise verhindern. Wir müssen die SBB soweit bringen, dass sie in den sauren Apfel von zwei Bauten beissen muss.

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